Diskussionen auf Wikipedia sind faszinierend. Wenn man sich geduldig durch jeden „Versionsunterschied“ klickt, stößt man nicht nur auf allerlei Albernheiten, auch Uneinigkeiten innerhalb eines ganzen Berufsstandes können zum Vorschein kommen. Der Eintrag „Cutter (Film)“ kann mit beidem glänzen. Am 4. März 2009 gab ein Nutzer, dessen Profil daraufhin wohl gelöscht wurde, seinem inneren Dada-Bedürfnis nach und wandelte das Wort „physisch“ zu „phjulllullui jama jamaba is der alex coolysischen“ ab. Ein besonders hartnäckiger Witzbold verwandelte den „Master of Arts“ gleich mehrmals in einen „Master of Disaster“.
Aber auch ernsthafteren Definitionsproblemen wird auf Wikipedia nachgegangen. Letzte Woche unterhielt ich mich mit einer Cutterin, die mir von den Konflikten über ihre Berufsbezeichnung erzählte. Nicht nur ist „Cutter“ eines dieser deutschen Wörter, die im Englischen überhaupt nie so benutzt wurden (Handy, anyone?), es ist auch denkbar ungeeignet, um das Handwerk angemessen zu bezeichnen. Ein Cutter fügt schließlich Dinge zusammen. Tatsächlich gibt es ja auch noch andere Möglichkeiten: Schnittmeister, Editor, Monteur.
Wer sich für die Details interessiert, kann das tatsächlich alles in der „Versionsgeschichte“ von Wikipedia nachlesen. Hier sei nur gesagt: „Editor“ klingt nach einem fürchterlichen Anglizismus und „Schnittmeister“ ist ein altes DDR-Wort. Das französische Wort „Monteur/Monteuse“ gefällt meiner Bekannten am besten – es beinhaltet, viel mehr als die anderen Begriffe, die Idee, dass das Zusammenfügen von Bildern ein kreativer Prozess ist. Außerdem: „Wenn ich bei einer Mitfahrgelegenheit sage, ich mache Montage, nehmen alle an, ich arbeite auf dem Bau. Dann kann ich wenigstens schlafen.“