Ich liebe amerikanisches Fernsehen. Und nein, ich rede nicht nur von den „guten amerikanischen Serien“, in die das deutsche Feuilleton so verliebt ist. Ich schaue mir jeden Blödsinn an. Jedes Jahr im Herbst gibt es die „Fall Premiers“ und ich untersuche gewissenhaft zumindest die Piloten. Dieses Jahr war die Ausbeute gering, vielleicht weil die sogenannten „Execs“ faul geworden sind und sich schablonenhaft an alten Erfolgen orientieren, vielleicht ist es aber auch nur Zufall.
Was man aber keiner der neuen Serien absprechen kann, ist eine gewisse Aktualität. Gleich drei beschäftigen sich mit Hackern, Terrorismus und im weitesten Sinne, mit der N.S.A. Was folgt, sind einige Überlegungen in drei Teilen.
1.
In The Blacklist gibt James Spader einen Bösewicht namens Raymond Reddington, der dem FBI seine Dienste anbietet, um andere Bösewichte zu schnappen. Diese Woche wurde eine Episode ausgestrahlt, in der Nathaniel Wolfe, ein verdächtig gelbhaariger Terrorist (Assange?) Flugzeuge in die Luft jagt. Er nennt sich ‚General Ludd’ nach den Ludditen, die Anfang des 19. Jahrhunderts gegen soziale Missstände kämpften, die durch die beginnende Industrialisierung hervorgerufen wurden. Tatsächlich gibt es Neo-Luddismus, aber die Referenzen sind zu klischeehaft und wild gemischt, um auch nur eine oberflächliche Recherche des ‚Writer’s Rooms’ anzudeuten: Die Anhänger von General Ludd tragen Masken (Anonymous) und protestieren lauthals gegen den Kapitalismus (Occupy). Auf jeden Fall sind sie böse Terroristen, die unschuldige Menschen umbringen. Obwohl Reddington selber eine etwas ambivalente Person ist, arbeitet er schließlich mit den ‚Guten’ (dem FBI) zusammen und soll deshalb wohl Identifikationspotential haben. Als Wolfe endlich geschnappt wird, sagt Reddington den Satz: „I’m going to rob you. Because unlike you, I like capitalism“. Schon klar, dass Hollywood den Kapitalismus mag. Aber die Darstellung von Hackern als Terroristen ist dann doch etwas erschreckend.
tbc.