In Norwegen gibt es eine Tageszeitung mit dem schönen Namen Klassekampen. Laut eigenen Angaben erreicht die Zeitung täglich 50 000 Leser, aber schon allein die verkaufte Auflage ist beeindruckend: 16 353 in einem Land mit ungefähr 5 Millionen Einwohnern (nur so zum Vergleich: das ist weniger als in der ‚Metropolregion’ Berlin). Inhaltlich verschreibt Klassekampen sich dem Ziel „[…] von einer sozialistischen Grundperspektive aus zu ideologischer Kritik, Organisierung und politischem Kampf“ gegen „Ausbeutung, Unterdrückung und Umweltzerstörung“ beizutragen. Der Erfolg einer solchen Zeitung wäre natürlich völlig undenkbar in einem Land wie unserem, wo die Sozialdemokraten sich, rein aus Berührungsängsten, selbst ein Bein stellen und uns dann so etwas bescheren:
Sowieso, diese Norweger mit ihren Zukunftsfonds, Frauenquoten, Elternurlauben und lokalen Organisationen! Normalerweise wird Schweden als Musterbeispiel für einen gelungenen Sozialstaat genannt. Das ist nicht falsch, aber was an Norwegen bewundernswert ist, ist die Tatsache, dass der unmittelbare Öl-Segen nicht dazu geführt hat, dass alle völlig durchgedreht sind. Es ist eben „typisch norwegisch, gut zu sein“, wie die ehemalige Premierministerin Gro Harlem Brundtland einmal bemerkte. Bleibt nur zu hoffen, dass die jetzige konservative Regierung (von der ein norwegischer Freund von mir den Verdacht äußerte, sie wäre „nur aus Langeweile“ gewählt worden) nicht allzu viel Schaden anrichtet.