#60
 
 

Last but not Least

by Theresia Enzensberger

Wenn ich richtig gezählt habe, und das weiß ich nicht, weil Zählen nicht zu meinen großen Stärken gehört, dann ist das heute mein letzter Post für 60pages. Deswegen möchte ich ihn einem Thema widmen, das mich in den letzten Jahren sehr beschäftigt hat.

Vier Jahre war ich in Amerika, dann kam ich zurück und wollte eigentlich Filme machen. Aber irgendwie schlich sich das mit dem Schreiben immer wieder in mein Leben. In einem typischen Quarterlife Crisis-Heureka-Moment kam es mir: Journalismus! Leider konnte ich keine Zeitung finden, für die ich damals arbeiten wollte (naiv wie ich war, dachte ich, man könne sich das einfach so aussuchen). Ich hatte noch kein Wort dafür, aber ich empfand das Hakenschlagen der Themenwechsel in den etablierten Zeitungen als unglaublich ermüdend. Mittlerweile habe ich einige Worte ge- und erfunden, die beschreiben, was mich an der deutschen Medienwelt so stört: Relevanzgehechel, Positionierungsdrang, Referenzwahn.

Blauäugig wie ich war, beschloss ich also, ein eigenes Magazin zu gründen. Wenn man gute Leute darum bittet, über etwas zu schreiben, was ihnen am Herzen liegt – so die Logik – müsste doch etwas dabei herauskommen. Inhaltlich also eigentlich gar nicht so weit weg von diesem wunderbaren Projekt.

Aber, im Unterschied zu so ziemlich allen Menschen, die in der Medienwelt etwas zu sagen haben, glaube ich an Print. Das ist nicht ganz richtig: Ich glaube daran, dass der Grabenkampf zwischen Print und Online, zwischen der virtuellen und der „realen“ Welt immer unwichtiger wird (für die Nerds: AFK statt IRL). Jedes Medium hat Eigenschaften, die sich besser oder schlechter für bestimmte Zwecke eignen. Die Leute in den Chefetagen sehen das leider anders, sie haben eine Menge Marktforschung betrieben und raufen sich die Haare, wenn ein ‚Digital Native’ zu ihnen kommt und ein gedrucktes Magazin machen will.

Ich hoffe, der geneigte Leser verzeiht mir ein bisschen Werbung in eigener Sache. Im Februar geht die Webseite www.block-magazin.de online, auf der man nicht nur einiges lesen, sondern auch die erste papierne Ausgabe von BLOCK erwerben kann. Hier kann man schon etwas mehr sehen. Wenn die Herren in den Chefetagen bei der Herstellung von Druckerzeugnissen nicht mitmachen wollen, dann muss man eben auf ihre Hilfe verzichten – und stattdessen das Internet um Hilfe bitten. Ironic, isn’t it?

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