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Montag

by Pippin Wigglesworth-Weider

Falls es wiederkehrende Bewegungen sind, nehmen wir ihnen bei jedem Kreuzen denselben Betrag ab, oder unterschiedliche, nach einem Muster getaktete und tarifierte Beträge, je nach dem. Für jede Bewegung gelten die Gesetze der Welt, in der sie sich wähnt, wir beurteilen Bewegung für Bewegung. Manchmal sehen wir verirrte, doppelte oder verwaiste Posten, und nehmen sie ganz. Die Aufgabe von Jémand ist die Ausrichtung des zylindrischen Werkzeugs, oder genauer gesagt, die Gestaltung der Kontaktwelt. Die Welt, die ich berühre, und mir durch regelmässige Berührung verwandt geworden ist, wie ein Elternteil, ein bestimmter Laden oder Radiosender. Oder Geschäftspartner, die durch gegenseitige Berührung miteinander verwandt oder vertraut geworden sind, und glauben, sich stillschweigend zu verständigen. Sie vertrauen der Erscheinung ihrer Kontaktwelt, hinter der nun aber kein Kunde, Lieferant oder Investor steht, sondern Jémand. Er hält ihnen eine familiäre Erscheinung vor, aber es ist ein Schlund und die Kunden, Lieferanten und Investoren treiben ihre Bewegungen hinein. Ich sehe sie (die Bewegungen) durch den Schleier treten, wiege ab um wie viel wir sie erleichtern, oder ob wir sie aufbauen müssen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt ganz nehmen zu können. Wir arbeiten mit vorhandenen Bewegungen und bekannten Schleiern, wir weben keine eigenen, oder wir möchten uns von dieser Art des Schaffens verabschieden. Sie ist schleierhaft. Oder willst Du dein Leben damit verbringen deine Hände an ein Werk zu legen, an das schon jeder Mensch der Welt Hand anlegte. Und es dann auch noch verkaufen müssen. Ich denke nicht. Das ist eine einfache Sache, hier, wir arbeiten mit Vorhandenem. Wir wollen uns nicht krank machen. Erinnerst Du dich an unsere kranken Genossen und unsere eigenen Krankheiten in der Büroetage oder im Keller. Wir haben immer gekränkelt und selbst zuhause haben wir unser Bett in den Strom der Bewegungen gezogen und unseren Kopf von ihnen bürsten lassen. Als dir einmal Magenkrämpfe kamen, hast du dich bei mir entschuldigt, das ist doch verrückt. Hast du gedacht, du musst dich in den Schleier wickeln, den wir unseren Kunden weben. Warst du dein eigener Kunde und hast dir einen Rotz verkauft. Du Armer, mir ging es aber genau so. Jetzt ist es besser, findest du nicht. Wir sitzen bequem hinter den Schleiern anderer, und öffnen den Mund. Drei, vier Stunden am Tag, wir wollen nicht übertreiben. Ich sage zu Jémand, Schluss jetzt, Feierabend. Er versteht nicht, drüben an seinem Schreibtisch, also schneide ich die Luft mit meinem Arm und der flachen Hand. Er macht eine Grimasse und zischt. Das tut er manchmal, anstatt mir zu antworten. Er legt die Zunge hinter seine geschlossenen Zahnreihen oder an den Mundboden und atmet ein oder aus, ich bin nicht sicher. Es gelingt mir nicht, das Geräusch in meinem Mund zu nachzubilden, ich spüre meine Zahnreihen und meinen Mundboden nicht, oder ich spüre meine Zunge nicht. Ich drücke sie gegen Stellen meiner Mundhöhle, fühle aber nur einen Druck oder ein Ziehen in der Zungenwurzel. Mein Gefühl endet in der Mitte meiner Zunge, ich spüre aber trotzdem die Kraft, die ich in sie leite, ähnlich wie der Rückstoss eines Gewehrs, eine Bewegung zwischen einem gefühllosen Objekt und einem Menschen. Trotz meiner Erinnerungen an das Gefühl meiner Zunge, die immer noch frisch sind, bringe ich es nicht hin, so zu zischen wie Jémand, oder wenigstens zu verstehen, was er damit meint. Ich vermute es ist ein Zeichen, mich nicht verstanden zu haben, obwohl das seine Aufgabe gewesen wäre. Zurück zu zischen, wäre wenigstens ein Zeichen der Verwandtschaft, in dieser Situation, die wir beide nicht ganz verstehen, aber bei mir und meiner Zunge klingt es eher wie ein Blubbern. So häufig, wie es in diesen Tagen zischt, werden wir uns schriftlich verständigen müssen. Oder, wie ich mir immer wieder vorstelle, durch Berührung. 

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