#60
 
 

So weit wie noch nie

by Gregor Jansen

Was für ein schöner Tag. Sonnenstrahlen nach dem Dauerregen am Vorabend. Drei Frauen stehen vor mir und singen, während links und rechts zwei Gitarristen monoton spielen. Ich höre und schaue, ich vergesse das Schauen und bestaune das Hören. Gitarren und Frauenstimmen entfalten inmitten des Klangs eine wunderbare Getragenheit, eine Form der Ruhe. Es empfindet sich, das geschaute Hören, als unendliche Variation eines Themas ohne Inhalt. „Vexations“ von Erik Satie in 840 Variationen umspielen den Raum und verspielen nichts. Das lässt großartig Luft für ernste Regungslosigkeit, für ein Verharren in Frequenzen. Ari Benjamin Meyers lässt mich in die Zeitmaschine fallen, so dass ich über die säuberlich gereihten Skifragmente von Andreas, Andy Hope 1930, nachdenken kann, in dessen Pendelbewegungen beschleunigte Zeiterfahrung ebenfalls als Fiction erscheint. Auch Zeit hat etwas mit Frequenzen zu tun und Schwingungen mit Schwüngen. Ski Heil (früher) auf der Potsdamer heute morgen (also gestern).

Hope

Hinüber auf die andere Straßenseite zu den Malern, deren Zeit gekommen ist. Mir gefällt das sowieso, auch als Statement ohne Bedeutung, jedenfalls sehe ich keine thesenhaften Dialoge oder relevante Behauptungen. Die „Halkyonischen Tage“ Kunzes bestimmen das Anwesen – Ruhe und Kraft dominieren. Reyle schrubbt sich fein heraus, Eder lässt uns glaubhaft zweifeln, Scheibitz macht alles richtig. Richtig gut auch ohne Hintergedanken.

Bube

Wundervolle Gemeinheiten gegenüber dem 74 Petersburger-Das-Wir-entscheidet-Berlin-Gefühl-Thema. Keilrahmen… Und unscharfe Fotos erhöhen die Unschärfe.

KW

Ja, doch, es war ein sehr schöner Tag, der im Salon Hansa auch etwas freier als bei Satie oder den KW als Wir-Gefühl ausklang. So weit wie noch nie – Es lebe die Monotonie!  Obwohl ich trauriger weise die Lichtenberger 60pages Monkeys Gin Party verpasst habe, da ich am Alex in der Zeitmaschine des Razzle-Dazzle der ABC oder noch steil abwärts mit Hope auf Sternensuche war. So weit wie noch nie – wir jagen die Monotonie!

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